Mittwoch, 22. Januar 2014

einfach mal eine Nacht drüber schlafen ...

Die nächste Unterkunft in Puerto Natales hatte ich gestern noch gecancelt, ebenso den Ausflug zu den Pinguinen. Die 4 Stunden Zeitunterschied sind für mich wirklich gut, ich war schon vor 7 Uhr wach und habe noch ein wenig im Internet geforscht, was man hier so machen kann und wie das mit verlorenem Fluggepäck läuft. Das Frühstück war super, Rühreier, Müsli mit Joghurt, Rhabarber-Marmelade und andere schöne Sachen, bei laufendem Fernseher natürlich mit irgendwelchen Nachrichten aus Peru. Als ich dann gestärkt an der Rezeption über eine Verlängerung des Aufenthalts verhandeln wollte, was ohne Spanisch- bzw. ohne Englisch-Kenntnisse auf der Gegenseite immer in der auf aller Welt verständlichen Zeichensprache endet, sprach die gute Frau von etwas riesig Großem, ich sollte mal mitkommen. Und was stand da? Mein Rucksack, etwas ramponiert, aber vollständig und nicht geöffnet. Was bin ich froh!!! Die Hülle war zerfetzt, aber das lässt sich mit Gewebeband reparieren, sonst alles da und noch genauso schwer wie beim Packen.  Also, wieder der alte Plan, morgen Pinguine am Vormittag, dann nachmittags Fahrt nach Puerto Natales, und übermorgen Torres del Paine.
Holzklasse, aber ohne Waffen im Cockpit
 Der Kommentar meines Sohnes, nachdem er den Blogeintrag gelesen hatte: wer Holzklasse bucht, braucht sich nicht zu wundern. Der hat gut reden. Bekommt ja auch noch gutes Geld fürs Fliegen. Auf seiner ersten 4-Tage-Session als Co-Pilot war der mongolische Präsident an Bord, mit 11 Leibwächtern, deren Bewaffnung dann doch lieber im Cockpit gelagert wurde. Kaum gelandet, sitzt schon George Clooney im VIP und wartet auf seinen Flug. Gegen sowas kann ich natürlich nicht anstinken, egal ob Holz- oder Luxusklasse. Und wenn bei denen das Gepäck verloren geht, bekommen sie bestimmt eine Kreditkarte zur Verfügung gestellt mit freier Auswahl auf Kosten der Fluglinie und nicht ein Päckchen mit einer Zahnbürste, einer Haarbürste und T-Shirt sowie Unterhose in Uni-Größe.
Zum Glück ist das Thema ja abgehakt. Zuerst bin ich mal in Punta Arenas rumgelaufen, um die Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. In der Kirche Santuario Maria Auxiliadora war gerade eine Beerdigungsfeier, das wird in Südamerika ja ganz anders zelebriert wie bei uns. Dann ging es zur Plaza de Armas mit dem Denkmal des Magellan, der über zwei Indianer hinwegschreitet. Diese stellen die ausgestorbenen Stämme der Ona und Aonikenk dar, während die Schwänze der beiden Meerjungfrauen den Atlantischen und Pazifischen Ozean symbolisieren, die durch die Magellanstrasse verbunden werden. Wenn ein Tourist den Fuss eines Indianers küßt, kehrt er nach Patagonien zurück; entsprechend glänzend ist der Bronzezeh des einen Indianers.
der abgeküsste Zeh des Indianers

das Magellan-Denkmal

auch Bäume brauchen hier eine Decke

Zypressen gibt es hier überall und in allen Formen
 An der Plaza stehen auch die Luxusbauten zweier reichen Viehzüchterfamilien. Weiter schlendernd kam ich dann zu einem Hafen, wo die Expeditionsschiffe für die Antarktisreisen anlegen. Von hier aus waren auch Antarktisentdecker und Forscher wie Amundsen und Scott, Sir Ernest Shackleton oder Adrien de Gerlache  aufgebrochen. Am Meer weiter gab es eine Vielzahl von Kormoranen auf einem verfallenen Landungssteg. Bei Comapa buchte ich dann die Pinguintour für den nächsten Morgen, das Busticket nach Puerto Natales kaufte ich auch gleich für den 15 Uhr-Bus. Statt einer Gaskartusche musste ich dann doch ein komplettes Set kaufen, nachdem das französische Campinggaz-System hier offenbar nicht so verbreitet ist. Ein Stück weiter dann das erste deutsche Auto aus München, und kurze Zeit später ein Bus von Rotel Tours. Ich werde nie begreifen, wie ein Mensch in so einer Röhre schlafen kann! Aber man findet sie in Südamerika häufiger, selbst auf schlechten Pisten.
viele Hunde gibt es hier, aber meistens schlafen sie

der Antarktis-Anleger


Expeditionsschiff

Kormorane

Graffiti mal anders

welche Personen sind echt ?

weltweit ohne Platzangst
 Zurück in meinem Hostal schrieb ich ein paar emails und machte mich dann auf den Weg zum Friedhof, dem schönsten und interessantesten ganz Chiles. Säulenförmig geschnittene Zypressen säumen die Alleen. Die einfachen Leute liegen in Blöcken, der Reichtum dagegen hat sich mit herrlichen Grabbauten und Mausoleen der Gründerzeit verewigt. Mittendrin deutsche Gefallene des ersten und zweiten Weltkriegs. Ein Denkmal an die ehemaligen Indianer wird inzwischen mit Danktafeln und Kerzen verehrt. Ein gutes Stück weiter liegt dann die Zona franca, angeblich zollfreier Einkauf und deshalb sehr viel billiger. In Wirklichkeit ist das nichts anderes als ein Outlet-Center, die Preise sind nicht viel günstiger. Fahrräder kosteten zwischen 500 und 1000 Euro, also lohnt die Mitnahme des eigenen Rads im Flieger doch, denn das hätte nur 300 Euro gekostet. Toll fand ich eine Eislaufbahn, die noch nicht einmal Eintritt kostete. Ein Stückchen weiter ist dann die Abfahrtstelle der Fähre nach Porvenir auf Feuerland, von wo aus morgen auch mein Schiff zu den Pinguinen abgeht. Am Abend ging ich dann noch Proviant für den Nationalpark kaufen; Nudeln, Suppen, Salz, Kaffee, Zucker, Knabberzeug, den Rest besorge ich in Puerto Natales. Nach dem Blogschreiben geht es dann ans Packen, denn um 6:30 Uhr muss ich losgehen. 
der Friedhof von Punta Arenas ist der schönste in Südamerika

Andenken an deutsche Soldaten

Graf Spee von der deutschen Kolonie in Punta Arenas

Inschriften in spanisch, deutsch, englisch und kroatisch als Zeuge der Einwanderungsgeschichte
ein Indianerdenkmal wurde zum Kult mit Opfergaben und Bildern

4 Tage auf so einem Schiff nach Ushuaia hätten mich 3000 Euro gekostet

das Militär hat überall in Südamerika viel zu sagen, manchmal zu viel

Eislaufen gratis während des Einkaufens

ohne Worte für jeden verständlich

noch ein schönes Bild an einer Häuserwand

der Friedhofsteil für Wohlhabende

und für Arme

denen entkommst Du nirgendwo auf der Welt

ein Clown am Plaza de Armas

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