Montag, 28. April 2014

Fazit

Inzwischen bin ich schon wieder einige Tage im frühlingshaften Deutschland zurück. Zeit, ein Fazit der vergangenen 3 Monate zu ziehen.
Das Wichtigste gleich vorneweg. Was ich erst selbst erfahren musste, Urlaube von 6 oder 8 Wochen haben für mich die richtige Länge, 3 1/2 Monate - soviel war geplant - sind einfach zu lange. War ich am Anfang noch neugierig auf jede neue Stadt und Sehenswürdigkeit, so ließ ich mich am Ende nur noch treiben und war irgendwie so voll mit Eindrücken, dass ich auf Neues gar nicht mehr scharf war. Mag sein, dass dies nicht für jeden Urlaub gilt, aber dieser war effektiv zu lange, vielleicht hätte ich ihn besser in 2 Etappen gemacht.

Insgesamt bin ich 11350 km durch die Länder Chile, Argentinien, Bolivien und Peru gefahren. Die ersten 6 Wochen mit dem Rucksack waren es 4050 km, davon 250 km zu Fuss durch die Nationalparks, den Rest mit Bus und Schiff. Im zweiten Teil mit dem Motorrad waren es 7300 km, bis auf 300 km alles mit dem Moped.

In noch keinem meiner bisherigen Urlaube hatte ich so viele Probleme und so große Verluste. In der Mongolei, das war damals  ein  Ereignis, mein Motorradunfall, der zwar zum Abbruch führte und bei dem ich auch eine ganze Menge Geld in den Wind geschossen habe, aber alles beruhte auf diesem einen Ereignis.
Dieses Mal fing es schon mit dem Rucksack an, der beim Hinflug erst nach 2 Tagen wieder auftauchte. Den Kocher musste ich ersetzen, weil es keine passenden Kartuschen gab. Den Griff des Kochgeschirrs ließ ich liegen, meinen Leatherman warf ich weg, nachdem er total stumpf war. Meine warme Mütze wurde geklaut. In der zweiten Woche stürzte ich beim Abstieg vom Paso John Garner und zog mir zumindest eine Außenbänderzerrung, wenn nicht sogar einen Bänderriß zu, mit dem ich den ganzen restlichen Urlaub zu tun hatte. Manch Anderer hätte seinen Urlaub da schon  abgebrochen, ich konnte nur noch mit Hilfe eines Stockes laufen. Die nagelneuen Trekking-Schuhe von Keen ließ ich in einer Unterkunft stehen, und Handy, die ganze Fotoausrüstung mit meiner neuen Samsung NX300 und 5 Objektiven, der Garmin-Temperaturmesser und einige Kleinteile wurden mir bei einem Überfall gestohlen. Dabei ging auch meine Trekking-Hose kaputt. Mitten auf der Lagunenroute in Bolivien bekam ich dann eine Zahnentzündung mit höllischen Schmerzen, so dass der Zahn in La Paz gezogen werden musste. Kaum hatte ich das hinter mir, plagte ich mich fast den gesamten Rest der Reise mit Durchfall und Bauchkrämpfen herum, besonders extrem an dem Tag, als wir Machu Picchu besuchten. Außerdem hatte ich mit dem Motorrad Probleme mit der Kupplung - jeden Tag musste ich den Zug nachstellen - sowie den Bremsen, in die offenbar Luft eingedrungen war. Es wunderte mich auch gar nicht, als jetzt die Mitteilung kam, dass sich der Rücktransport der Mopeds verzögert und diese erst Anfang Juni ankommen. Eigentlich wollte ich noch eine Inspektion machen und neue Reifen draufziehen lassen, bevor es am 14.Juni mit Bekannten in die Alpen geht. Das könnte knapp werden.

Noch bin ich mir nicht sicher, was der Überfall bei mir hinterlassen hat. Den materiellen Verlust habe ich schon längst weggesteckt, aber dass ich mich so blöde in eine solche Situation begeben habe und auch die Aggressivität der Angreifer hinterlassen Spuren in meiner Psyche. Selbst mit Matthias und Erwin als Begleitung hatte ich mich plötzlich in der Dunkelheit oder an einsamen Plätzen unsicher gefühlt. Fast täglich kommt mir der Blick in die Augen des jungen Mannes in den Sinn, der mir mit einem Faustschlag die Brille von der Nase geschlagen hatte: da war nur kalte Wut, keine Nachsicht, kein Überlegen. Da ging es um Haben oder Nichthaben, um jeden Preis.
Und dennoch bin ich glücklich, dass es so ausging. Natürlich hätte ich gerne ein Pfefferspray bei mir gehabt, vielleicht hätte es etwas genutzt, wenn ich den Typen rechtzeitig bemerkt hätte. Aber er hätte ja auch ein Messer zücken können, oder der Zweite hätte mir, während ich auf der Bank der Bushaltestelle saß, von hinten eine Schlinge um den Hals legen können. Manchmal überlege ich auch, ob ich mit einem eigenen Messer mehr hätte ausrichten können. Aber die Gefahr, dass dann einer der Angreifer oder ich selbst dabei ernsthaft verletzt worden wäre, wäre sicher enorm gestiegen, und das wäre in keinem Verhältnis zum Schaden gestanden. Letztlich hatte ich ja sogar Glück im Unglück: um nicht immer die ganze Fototasche auf dem Schiff nach Puerto Montt mitschleppen zu müssen, hatte ich Pass und Geldtasche aus der Tasche in meine Jacke gesteckt und damit behalten.

Die Natur im Süden Chiles und Argentiniens ist großartig. Eine rauhe Landschaft, aber die Berge, die vielen Flüsse und Seen, die Gletscher und das Meer liefern immer neue großartige Bilder. Eigentlich war das der anstrengendste Teil meiner Reise, aber auch der schönste. Die 1 1/2 Wochen im Torres del Paine Nationalpark bestimmte die Route den Tagesablauf und das körperliche Befinden, und abends war ich geschafft, aber glücklich. Der Perito Moreno-Gletscher war ein Highlight, und auch der zweite Trekking-Teil im Fitz Roy-Nationalpark war super. Die Entscheidung, den "geheimen Grenzübergang" über den Lago O'Higgins zu nehmen, bereue ich nun etwas. Die Busverbindungen auf der Carretera Austral in der Ferienzeit sind einfach katastrophal, eine geregelte Reise war dort gar nicht möglich, und das hieß Warten, Warten Warten...., manchmal 5 Tage lang. Per Anhalter hatte ich ohne Spanischkenntnisse kaum eine Chance, denn auf 20 am Tag passierende Autos kamen 30 Tramper, es waren halt Sommerferien da unten. Dadurch brauchte ich bis Puerto Montt sehr lange und verpasste auch viele Sehenswürdigkeiten, weil ich meinen Sitzplatz im Bus nicht aufgeben wollte. Statt zum Vulkan Villarica zog ich es nach dem Überfall vor, die letzte Woche alleine in Santiago zu verbringen, die Angst war einfach zu groß.

Als dann in Valparaiso der zweite Teil der Reise begann, war ich froh über die Gesellschaft und den Schutz der Gruppe. Während aber bei der Motorradreise 2010 der durch den Veranstalter vorgegebene Streckenplan mit vorgebuchten Unterkünften die Gestaltungsmöglichkeiten etwas eingrenzte - man konnte aber durchaus für 2 oder 3 Tage etwas Anderes machen - , machte diesmal jeder, was er wollte. Hartmut wollte nach Süden, die restlichen 7 Fahrer fuhren erst mal gemeinsam nach Norden los. Am Abra del Acay im Norden Argentiniens löste sich dann alles auf, weil einige keine Piste mehr fahren wollten. Dazu kamen Defekte an den BMWs, gesundheitliche Probleme und die schwierigen Pisten der Lagunenroute, so dass wir erst in La Paz wieder aufeinander trafen, und das auch nur für kurze Zeit. Ich will das hier nicht weiter ausbreiten, das steht ja im Blog. Ich persönlich fühlte mich aber vor 4 Jahren wesentlich wohler. Da wusste ich, wo die Gruppe ist. Diesmal meistens nicht! Mein Handy war ja geklaut worden, aber auch die übrigen Teilnehmer konnten nur selten per SMS kommunizieren. Internet wiederum gab es im Süden Boliviens fast gar keines, und somit auch keine Mails. Eine gemeinsame Besprechung vor dem Befahren eines neuen Abschnitts (Briefing) gab es auch nicht, weil ja jeder völlig frei war. Ich hätte mir viel mehr Kommunikation gewünscht, manchmal hatte ich schon fast das Gefühl, wir sind nur wegen des gemeinsamen Transports als Gruppe zusammen. Zum Glück hatte ich mit Erwin und Matthias zwei gute Mitfahrer, die auf mich auch mal warteten, und auch mit Dieter kam ich auf dem gemeinsamen Weg nach Ollantaytambo klar.


Den Paso San Francisco fand ich nicht so spektakulär wie vor 4 Jahren den Agua Negra, dafür erwies sich der Abra del Acay, den ich damals noch mit der XChallenge und ohne Gepäck alleine bewältigt hatte, diesmal als recht schwierig. San Pedro de Atacama und die Lagunenroute waren neu für mich, die Sandpassagen extrem problematisch. Mit dem Wetter hatten wir anschließend weniger Glück, es regnete und graupelte oft und war in Höhen über 4000 m einfach saukalt. Die Strecke von Cusco nach Nasca war für mich neu und wunderschön zum Motorradfahren. Selbst die Panamericana nach Süden erwies sich als weniger eintönig wie gedacht. Immerhin kam in Arica noch einmal ein wenig Gruppenfeeling auf, nachdem sich alle 8 Motorradfahrer wegen des Transports dort wiedertrafen und zum Abschluß noch einmal ein gemeinsames Abendessen stattfand.

Die Begegnungen mit den Südamerikanern hatte ich mir auch anders vorgestellt. Egal ob in Chile, Bolivien oder Peru, ihr Interesse dauerte meistens nur solange, wie sie einen Profit für sich für möglich hielten. Der schlimmste Fall war der Taxifahrer, der mich mit blutüberströmten Gesicht nach dem Überfall noch abzocken wollte statt mir zu helfen. Aber auch sonst war wenig Interesse zu finden, von einigen Chilenen mit deutschsprachiger Herkunft mal abgesehen. Alle südamerikanischen Länder, besonders aber Chile,  sind wirtschaftlich am Durchstarten, es geht vielen Menschen besser als vor einigen Jahren, es wird konsumiert und man streikt vielleicht gegen illegale Minenarbeiter, aber für Europa interessiert man sich nicht. Wenn ich ganz ehrlich bin, Südamerika interessiert uns ja auch nur, wenn dort die Fussballweltmeisterschaft stattfindet oder wir eine Reise dorthin machen. So waren die interessantesten Gesprächspartner eher die andern Reisenden oder Studenten aus Europa oder den USA, die Chile, Argentinien, Bolivien und Peru einen Besuch abstatteten. Meistens waren diese in den bekannten Hostals anzutreffen. So kann ich Hartmuts Vorliebe für diese günstigen Unterkünfte nachvollziehen, der dort immer Gesprächspartner fand. Während der ganzen 3 Monate habe ich nicht eine persönliche Einladung eines Einheimischen zu sich nach Hause bekommen. Das war bei vielen meiner früheren Urlaube völlig anders.

Ein Urlaub in Südamerika ist nicht mehr billig. Benzin kostet zwar im Durchschnitt immer noch ein Fünftel weniger als bei uns, die öffentlichen Busse genauso, aber die Entfernungen sind auch riesig. Meine BMW 800 GS hat sich als sehr sparsam erwiesen, bei normaler Fahrweise abseits der Schnellstrassen verbrauchte sie keine 4 Liter auf 100 Kilometer. Die Unterkünfte in den Mehrbett-Dorms kosteten zwischen 10 und 15 Euro, in den Hotels deutlich mehr. Essen konnte man ab 5 Euro, in einem normalen Restaurant lagen die Preise etwa 1 Drittel unter denen bei uns. Teuer waren immer die Touristenorte und die Sehenswürdigkeiten: die Kondore z.B. 70 Soles gleich 20 Euro Eintrittsgebühren oder Machu Picchu etwa 150 Euro. Natürlich ist ein 3-Monats-Urlaub nicht zum Preis eines Kanaren-Trips zu haben, aber in Afrika müsste man dafür wesentlich weniger Geld ausgeben.

Und was bleibt? Ich fand die Natur großartig. Wo sonst hat man 6000er neben tropischer Vegetation, Gletscher neben dem Meer mit Bademöglichkeiten, grüne Tropenparadiese neben einer Wüstenlandschaft. Aber ich war jetzt zum zweiten Mal in Südamerika, jetzt reicht es mir auch erst mal für die nächste Zeit. Vielleicht später einmal die Ostküste und die Länder, die weiter im Norden gelegen sind. Die Menschen haben mich nicht aufgefordert, sie noch einmal zu besuchen, warum sollte ich es also tun? Motorradfahren macht Spass dort, es gibt viele Offroad-Strecken und traumhafte Kurvenstrecken. Trotzdem würde ich das nächste Mal mit öffentlichen Verkehrsmitteln reisen, um mehr Kontakt zur Bevölkerung zu bekommen. In ein paar Tagen werde ich 60, und es gibt noch viel zu entdecken auf dieser Welt. Australien, die Nationalparks in Nordamerika, und auch die abgebrochene Reise von der Mongolei nach Deutschland stehen auf meiner Liste genauso wie vieles andere. Ich bin noch am Überlegen, aber mit Sicherheit werde ich im Herbst noch einmal irgendwo unterwegs sein. Bis dahin lasse ich es aber erst mal langsam angehen ....

  

Montag, 14. April 2014

Heimflug

Bis zur letzten Minute hatte ich das Apartment ausgenutzt, aber um 12 Uhr musste ich mich dann doch mit Rucksack und Laptop auf den Weg machen. Palmsonntag war es, vor den Kirchen wurden Bünde mit Palmzweigen verkauft, aber trotzdem war die Stadt leer. Kein Vergleich zu gestern, wo die Fussgängerzonen voll waren und die Stadt nur so vor Leben sprühte. Alle hatten dicke Einkaufstüten in den Händen, fast schien es so, als seien die Einwohner von Santiago unsagbar reich. Die Preise in den Geschäften liegen zwar um etwa 20 Prozent unter denen bei uns, allerdings ist Prokopfeinkommen der Chilenen auch nur weniger als die Hälfte dessen was bei bei uns verdient wird. Ich kann es mir nur so vorstellen, dass der Unterschied zwischen Stadt und Land in Chile noch viel größer ist als bei uns und in Santiago wirklich viel mehr Geld ist. Chile ist übrigens der größte Kupferexporteur der Welt, und bezeichnenderweise gehen 10 % der Einnahmen direkt und ohne Kontrolle durch das Parlament an das Militär. Außerdem liegt man bei dem Export von Fischprodukten, insbesondere Lachsen, hinter Norwegen auf Platz zwei. Chile kann sich überwiegend selbst versorgen, und man hat weitere ergeizige Pläne. So sollen im Grenzgebiet zu Argentinien ganze Gletscher "verlagert werden", um an ergiebige Goldminen zu gelangen. Es sind also rosige Aussichten für die jungen Chilenen, und man ist stolz darauf, Chilene zu sein.

Ein letztes Mal schlenderte ich an den Sehenswürdigkeiten der Innenstadt vorbei bis zur U-Bahn-Station Los Heroes. Hier startet der Bus zum Flughafen, 1350 Ch.P. oder umgerechnet 1,80 Euro kostete die einfache Fahrt. Am Ziel angekommen legte ich mich erst mal in die Sonne, mit 29°C und einer tollen Sicht auf die schneebedeckten Berge zeigte sich Santiago noch einmal von seiner schönen Seite. Nur aus den Zeitungen konnte man entnehmen, dass es einen großen Waldbrand um Valparaiso
herum gibt. Meine Hoffnung, davon etwas am Abend während des Fluges zu sehen, erfüllte sich leider nicht, dafür saß neben mir ein netter Amerikaner, der beruflich ständig in der ganzen Weltgeschichte herumfliegt, um Lebensmittel zu kaufen. Gerade hat er in Cusco 500 Tonnen Quinoa und im Süden Chiles Äpfel in großer Menge geordert.
Der Flug mit American Airlines entsprach wieder mal genau dem Bild, das ich von amerikanischen Fluglinien hatte. Der Altersdurchschnitt des Kabinenpersonals lag bei über 50, die Kleidung sah aus wie Sackleinen, das Essen war mäßig und alkoholische Getränke kosteten trotz internationalem Flug extra. Frühstücken musste ich im Dunkeln, nachdem weder mein Licht noch das meines Nachbarn anzuschalten war, und für die Economy-Klasse gab es gerade mal zwei klitzekleine Bildschirme über der mittleren Sitzreihe mit einem einzigen Film, der gezeigt wurde, einem Zeichentrickfilm für Kinder. Dafür gab es dann am Morgen eine halbstündige Belehrung über die Einreiseprozeduren in den USA. 40 Minuten Warten auf den Stempel im Pass, noch einmal Anstehen beim Zoll wegen der Kontrolle des Gepäcks, das bei mir nur aus dem Laptop in seiner Tasche bestand, und dann wieder die Kontrolle von Handgepäck und Reisenden beim Zutritt zu den Gates mit Schuhe aus und Barfussgehen, so dass man sich noch wunderbar einen Fusspilz einfangen kann. Alles natürlich nur wegen der Sicherheit. Ich sollte mir beim nächsten Mal überlegen, ob es sich wegen ein paar Euro Ersparnis wirklich lohnt, sich das anzutun. Jetzt laufe ich schon seit Stunden im Flughafen herum, weil mein Flug erst am Nachmittag geht. Im Gegnsatz zum Januar, als es in Dallas draußen über 20°C waren, gibt es diesmal wegen eines Kälteeinbruchs aus dem Norden nur frostige Temperaturen. Ich hoffe, in dieser Nacht wird es im Flieger nicht wieder ganz so kalt wie in der letzten; selbst mit einer Jacke und einer Decke habe ich noch gefroren, und nicht nur ich. 

Hunde finden immer ein Plätzchen in der Sonne, und sei es in der Fussgängerzone

dichtes Gedränge am Cerro Lucia

schmaler Abstieg

der Garten am Cerro Lucia

abendlicher Blick aus meinem Fenster

am Palmsonntag werden Palmwedel verkauft

Foto

Donnerstag, 10. April 2014

und tschüss ....

War schon ein komisches Gefühl, sich von den Andern zu verabschieden und wieder alleine loszuziehen. Trotz aller Differenzen und Unzulänglichkeiten gewöhnt man sich doch an das bequeme Leben in der Gruppe. Bis auf Hartmut fliegen alle  zumindest bis Santiago heute um Mitternacht gemeinsam, teils sogar bis Madrid.
Als ich 1 1/2 Stunden vor Abflug am Flughafen Arica ankam, war der absolut leer. Soviel zur Bedeutung dieser nördlichsten Stadt in Chile dicht an der Grenze zu Peru, mehr als 10 Flüge am Tag gibt es dort nicht. So langsam aber kamen die Passagiere dann doch noch, so dass der Flieger am Ende voll war. Nicht alle wollten nach Santiago, einige auch nur bis Iquique, wo wir zwischenlandeten. Schade, dass Hartmut nicht noch für ein paar Tage mitkam, wir hätten uns Taxi, Apartment und einige Dinge teilen können, und das Ganze wäre sicher nicht viel teurer gekommen als sein Hospedaje in Arica.  Schließlich haben wir 2010 und dieses Mal wohl schon alles gesehen, was Arica zu bieten hat, und ohne Fahrzeug sind auch die Ausflugmöglichkeiten begrenzt. Aber das Gute ist ja, dass jeder für sich selbst entscheiden kann, was er gerne machen möchte, und Hartmut hat sich eben für Arica entschieden, ich mich für einen schönen Abschluss in Santiago.

Der Flug war angenehm, erst kurz vor Santiago gab es Wolken. Blöd nur, dass ich in 3 Tagen genau denselben Weg wieder zurück muss, wenn es mit American Airlines nach Dallas geht. Hunderte von Taxifahrern wollten ihre Dienste anbieten, aber nach 200 m stand ich auch schon vor der Bushaltestelle von BusTur zum Terminal de Buses. Da die Schlange recht lang war, gab ich dann doch 2000 Ch.P. aus für eine Fahrt mit einem Van mit andern Reisenden zusammen. In Arica kostete das Taxi zum Airport noch 10000 Ch.P.. Vom Terminal ging es dann mit der Metro zum Apartmenthaus, das ich schon vor 6 Wochen bewohnt hatte. Internet klappte diesmal gleich, nebenan ist ein Supermercado, was will man mehr. Auch wenn die angegebenen 50 qm stark übertrieben waren, ich bin ganz happy, zumal ich dieses Mal im 19.Stock wohne und direkt auf den Pool schauen kann. Heute mache ich nichts mehr, mal sehen, zu was ich morgen Lust habe. 
älter als die Pharaonen und Sumerer

gut ist der Fischereihafen von Arica zu sehen

Sky Airlines ist auch nicht schlechter als LAN Chile

Mittwoch, 9. April 2014

Verladung in Arica

Nach anfänglichen Unklarheiten ging die Verladung der Motorräder heute doch ganz unkompliziert über die Bühne. Fahrt zur Spedition, Verzurren im Container, das OK vom Zoll, und schon war der Container weg. Heute Abend wollen wir das Ende des Urlaubs noch einmal ausgiebig in einem Restaurant am Meer feiern.
Bis auf Hartmut fliegen alle andern wegen einer Flugplanänderung morgen um Mitternacht nach Santiago und müssen dann dort einige Stunden auf den Anschlussflug nach Europa warten. Hartmut fliegt erst am 15. April und will die Zeit bis dahin in Arica verbringen. Mir ist das zu langweilig, die Fussgängerzone bin ich schon 10 mal hoch und runter, die Seelöwen und Pelikane habe ich auch schon besucht, also fliege lieber noch einmal für 3 Tage nach Santiago. Mein Bus-Ticket hatte ich gestern schon storniert, heute kaufte ich dann nach der Verladung für umgerechnet etwa 140 Euro das Ticket mit SkyAirlines. Über Booking.com buchte ich dann noch 3 Tage ein Apartment im Bezirk Bella Artes in der Huarfanos 547, also derselben Adresse, in der ich schon mal einen Tag gewohnt hatte. Das finde ich allemal interessanter als Arica.
Momentan sitzen wir gerade vor der Glotze und schauen Bayern gegen Manu, bisher 0:0. Gestern gab es ja schon Dortmund gegen Madrid, mit gutem Spiel, aber schlechtem Ausgang für die Deutschen.
Hafen von Arica

Seelöwen und Pelikane warten auf Futter

bis auf einen Meter lassen sie einen ran

Gleichgewicht halten ist gar nicht schwer

und was hast Du für uns?
Video


1000 Ch.P. pro Tag und Mopped mussten wir für den Parkplatz neben dem Hotel bezahlen

noch stehen alle Motorräder draußen

halbvoll oder halbleer, wie man will

meine GS war das letzte Mopped, da hätte noch eines reingepasst
 

der Container wird vom Zoll verplombt

und ab geht es auf die lange Reise

welcher Wein darf es zum Abschluss sein?

Jörg war die Erleichterung anzusehen, dass alles wie vorgesehen geklappt hat

Foto 2010

Montag, 7. April 2014

06.04.2014 Camana nach Arica

Relativ früh starteten wir in Camana und fuhren auf der Panamericana zunächst hoch Richtung Arequipa. Irgendwann ging es jedoch rechts ab Richtung Tacna und zunächst erst mal wieder abwärts. In Moquegua aßen wir eine kleine Mahlzeit zu Mittag, und dann ging es weiter bis Tacna. Ursprünglich wollten wir dort noch einen Kaffee trinken und die restlichen Soles tauschen, aber dann fanden wir nichts und befanden uns plötzlich auf dem Weg zur Grenze.
Bei allen wurde das Benzin knapp, aber die beiden Andern hatten noch ihren Reservekanister zum Nachfüllen, ich dagegen nichts mehr. Risiko! Ich fuhr trotzdem zur Grenze weiter. Der peruanische Zoll war ganz ok, in 20 Minuten war alles erledigt. Bei der Einreise nach Chile hingegen mussten wir wie Frank und Erwin das ganze Gepäck abladen und durch den Scanner schicken. Meine Alu-Boxen sollte ich auch abmontieren, aber als ich sagte, die könne man nicht runtermachen, musste ich alles auspacken. Ganz offensichtlich ging es nicht um die übliche Suche nach Früchten, sondern um die nach Coca und ähnlichen Produkten. Letztlich ist mir das auch egal, aber nach 4 Einreisestempel in Chile in diesem Urlaub erwarte ich auch mal Augenmass von einem Zöllner und nicht  2 Stunden völlig unnötige Arbeit mit Aus- und Einpacken. Als ich nachfragte, verstanden sie plötzlich kein Wort Englisch mehr, was vorher aber nicht so war. Klar, die haben ihre Vorschriften, aber das ist nochmals ein Grund, nicht mehr nach Chile zu kommen.
Im Dunkeln und auf den letzten Tropfen Benzin erreichten wir Arica und quartierten uns im Hotel Sotomayor ein wie schon vor 4 Jahren. Ziemlich eng für uns drei, ich überlege noch, ob es da nicht etwas zu verbessern gibt. Erwin trafen wir dann beim Essen, und später dann Jörg, Andrea und Frank vor dem Hotel schon etwas angeheitert, hatten sie doch die 100000 Kilometer von Andreas Transalp ausgiebig gefeiert. Morgen gibt es einen Termin wegen der Verladung, dann sehen wir weiter. Hartmut ist auch schon da, er wohnt allerdings in einem anderen Hotel.
einer der Oldtimer vom Vorabend

Samstag, 5. April 2014

Nasca-Linien

Die halbe Nacht hatte ich auf der Toilette zugebracht und war ziemlich gerädert. Trotzdem fuhr ich nach dem Frühstück mit Matthias zu den Nasca-Linien, um wenigstens 2 davon von einem Aussichtsturm zu bestaunen. Die Alternative Flug hätte 80 Dollar gekostet, dann wären wir aber viel zu spät aus Nasca weggekommen. Dieter fuhr inzwischen auf direktem Weg nach Süden.
Die Nasca-Linien sind riesige Scharrbilder (Geoglyphen) mit Abbildern von Menschen, Affen, Vögeln und Walen mit einer Größe von zehn bis mehreren hundert Metern. Sie entstanden um 800 bis 600 v.Chr. vermutlich um Anlagen im Rahmen von Fruchtberkeitsritualen. Erich von Däniken sah in ihnen Hinterlassenschaften von Außerirdischen, weil die Bilder nur aus der Luft wahrgenommen werden können. Außerdem gibt es Abbildern von Menschen mit besonders großen Augen (Astronauten) und mit länglichen Schädeln. Letzeres entsprach aber dem Schönheitsideal der damaligen Zeit, in der die Köpfe der Kinder künstlich durch Bretter verlängert worden waren (Schädeldeformation).
Für uns war es interessant, einmal zwei dieser Bilder zu sehen, dann fuhren wir rasch wieder nach Nasca zurück und weiter Richtung Pazifik. Kaum näherten wir uns diesem, gab es auch schon Nebel und Wolken. Die Landschaft war eintönig, Sand rechts, Berge mit Sand links. Das  ging dann so bis Yauca, danach wand sich die Panamericana als spektakuläre Küstenstrasse in vielen Windungen an der Küste lang. Erst hinter Chala konnte man wieder schneller fahren, und wir waren schließlich froh, nach rund 440 km endlich in Camana am Hotel San Diego eingetroffen zu sein, wo Dieter schon auf uns wartete.
Abends gab es noch einen kleinen Stadtspaziergang, anschließend gingen wir Fisch essen. Draußen am Plaza parkten inzwischen mehrere amerikanische Oldtimer mit 8 und 12-Zylinder-Motoren, die alle halbe Stunde mal angelassen wurden und echt guten Sound hatten. Gegen so ein Edelteil würde ich meine GS glatt hergeben, wenn es mir ohne zusätzliche Kosten nach Europa gebracht würde.
Kaum hatte ich gegessen, fing auch mein Bauch wieder an sich zu melden. Noch ein langer Fahrtag morgen, dann hätte ich endlich Zeit, mich nach dem Frühstück noch einmal langzulegen . Ich hoffe, ich halte das morgen noch durch.
das dürfte wohl ein Walfisch sein

das ist ein Baum

vom Turm aus sehen die Mopeds recht klein aus

Küstenformation

die PanAmericana ist keineswegs schnurgerade

beim gemeinsamen Abendessen

Freitag, 4. April 2014

Puquio nach Nasca

Frühstück gab es keines in dem Hostal, aber mich hatte über Nacht sowieso wieder mein Bauch wachgehalten, mehr als ein Tee wäre nicht dringewesen. Gegen 9:30 Uhr fuhren wir los, zunächst bei schönstem Wetter, und ich fragte mich schon, ob es wohl eine gute Idee gewesen war, meine warme Odlo-Unterwäsche anzuziehen. Bald wand sich die Strasse aber in unendlichen Kurven wieder nach oben und die Temperatur näherte sich wieder dem einstelligen Bereich.
Mit Erreichen des Pampas Galeras National Reserva auf 4100 m höhe änderte sich dann die Landschaft komplett: waren die Berge in Peru bis oben hin grün und bewachsen, wurde nun alles wieder trocken und verschiedene Braun- bis Gelb-Töne herrschten vor. So sehr unterschied sich diese Landschaft nicht von der um San Pedro de Atacama oder weiter unten an der Küste. Der kalte Wasserstrom von der Antarktis Richtung Norden sorgt genauso wie vor der Westküste im Süden Afrikas auch in Südamerika für wüstenartiges Klima. Allenfalls Nebel spendet Feuchtigkeit, und die Flora hat sich entsprechend angepasst.
In dem oben genannten Nationalpark gab es wirklich hunderte von Vikunjas zu sehen, die teils dicht an der Strasse standen. Vikunjas haben die dichteste Wolle der vier Arten von Kleinkamelen, zu denen außerdem noch Guanako, Alpaka und Lama gehören. Zu Inka-Zeiten gab es einmal 1,5 Millionen davon in den Anden, 1965 nur noch 6000 Stück.  Durch Schutzprogramme erholten sich die Bestände stark auf heute etwa 200000 Stück. Ein Vikunja-Pullover ist bei Falke für 3400 Euro zu haben, das Paar Strümpfe kostet 860 Euro.  

Ab da ging die Strasse langsam, aber stetig bergab. Zwischendurch gab es schon wieder dunkle Wolken, aber wir hatten Glück, es regnete erst mal nicht. Nach 110 km war mein Sitzfleisch am Ende und wir ruhten uns in einem Imbiß bei einem Tee erst mal aus. Dann ging es in vielen Serpentinen abwärts, und mit jedem Meter wurde es wärmer. Erste Tropfen prasselten auf den Helm, aber bei 23°C machte uns das nichts mehr aus. Es dauerte auch nicht lange, und dann konnten wir die restlichen Kilometer bis Nasca trocken hinunterdüsen. Unten steuerten wir erst mal das Hotel Oro Viaje an, das Matthias im Reiseführer gefunden hatte. Aber er war nicht da, gestern war das Hotel wohl schon ausgebucht gewesen. Wir quartierten uns trotzdem für eine Nacht ein. Garage, kleiner Swimmingpool, Garten mit Sonnenliegen, was willst Du mehr? Wenn nur meine Probleme mit der Verdauung endlich weg wären. 
Nach einer Stunde klappte es endlich auch mit dem Internet. Matthias war noch in Nasca, in einem Hotel 2 Strassen weiter. Wir verabredeten uns, gingen später Nasca ansehen und beratschlagten, ob wir uns die Nasca-Linien per Flugzeug gönnen sollten oder lieber zum Mirador fahren sollten, wo man auch einige Figuren sehen kann. Schließlich tendierten wir zu Letzterem, und gingen dann zum Essen. Leider war es dann ein kurzer Abend, weil Dieter und ich wieder mit unserer Verdauung zu tun hatten. So sind wir denn morgen früh um 8 Uhr  vor seinem Hotel verabredet, um zum Mirador zu fahren.
noch ist alles grün

Vikunjas im National Reserve

Nasca Plaza

überall dezente Hinweise auf die Nazca Lines

wer mag, kann auch andere Aktivitäten betreiben

Foto

03.04.2014 Cusco nach Puquio

Schon vor 7 Uhr saßen wir beim Frühstück, wegen der Magen-/Darm-Probleme gab es aber nur Coca-Tee statt Kaffee.50 Soles pro Person und Nacht hatte das Hotel Cahuide gekostet. Um 8:15 waren wir unterwegs, eine Dreiviertelstunde früher als Matthias am Tag zuvor. Zunächst ging es Richtung Urobambatal, dann jedoch bog die Strasse nach Nasca links ab.
Schon bald gab es nur noch Kurven, aufwärts, abwärts und wieder aufwärts. Ein Eldorado für eingefleischte Motorradfans, für mich als Gelegenheitsfahrer aber eine echte Herausforderung.
Nach 180 km waren wir wieder von 4000 m auf unter 2000 m Höhe herabgefahren und beschlossen, in Abancay in einer Kneipe etwas zu essen. Inclusive Cola kostete das etwa 1,50 Euro pro Person und war eigentlich ganz lecker. Mein Bauch grummelte heute nur noch selten, hoffentlich bleibt das nach dem Essen so. Für diesen ersten Teil hatten wir fast 4 Stunden gebraucht, irgendwie schwante uns schon, dass es knapp werden könnte.

Von Abancay fuhren wir dann das Tal des Rio Pachachaca aufwärts, und auf dieser Strasse konnte man fast 150 km ziemlich schnell fahren und wir kamen gut voran. Also schien es uns sinnig, bis Puquio zu fahren und in demselben Hotel wie Matthias zu übernachten. Zunächst ging es wieder auf über 4000 m hoch, überall weideten die Lama-Herden. Während wir hinter Abancay noch 29°C hatten, ging die Temperatur schon deutlich zurück auf knapp 10°C. Genau in die Richtung, in die wir fahren wollten, brauten sich immer mehr Wolken zusammen. Kurz hinter Negro Mayo fing es dann an zu graupeln, da waren es noch 70 km zum Ziel. Wir zogen unsere Regenklamotten an, dann wurde der Regen stärker und es wurde ziemlich düster. Mein Visier war innen beschlagen, also musste ich halboffen fahren und bekam die kleinen Eiskristalle voll ans Kinn und den Mund. Also konnte ich nur ganz langsam fahren. Endlos lange blieben wir auf knapp unter 4500 m, die Anzeige zeigte mittlerweile nur noch 3°C. Bei einem Gefälle lag dann ein Benzinlaster, der Anhänger auf dem Kopf im Graben, die Zugmaschine 10 m davon entfernt nur einen halben Meter vor dem Abgrund. Der Fahrer saß drin und schickte wahrscheinlich gerade Dankesgebete nach oben. Irgendetwas muß da aber falsch gedeutet worden sein, denn der Regen wurde immer stärker. Da wir nur so langsam vorwärts kamen, wurde aus der Dunkelheit der Regenwolken langsam die Dunkelheit der Nacht. Als wir die letzten Kilometer endlich geschafft hatten, war ich jedenfalls heilfroh. In das einzige Hostal, das wir sahen, quartierten wir uns gleich ein und verkrochen uns zum Aufwärmen erst mal ins Bett. Das ist meistens die einzige Möglichkeit, denn Heizung gibt es so gut wie nie in den Zimmern. Als ich dann etwas später rausging, um noch etwas einzukaufen, hatte der Regen aufgehört. Geblieben war die Kälte. 

in Peru sind die Berge grün bis oben hin

hier gab es gerade einen kleinen Erdrutsch

Motorradparadies in grandioser Landschaft

Mittwoch, 2. April 2014

schweres Erdbeben der Stärke 8,2 im Norden Chiles

Ein schweres Erdbeben der Stärke 8,2 mit 2 m hohen Flutwellen hat den Norden Chiles getroffen. Bisher 5 Tote, der Norden wurde aus Angst vor Plünderungen zum Katastrophengebiet erklärt und Soldaten hingeschickt. Schon 2010 war unsere Südamerikareise durch ein Erdbeben der Stärke 8,8 verzögert worden, weil der Flughafen Santiago unbenutzbar geworden war. Da wir unsere Motorräder am 9.April in Arica verladen wollen, betrifft uns das Erdbeben in jedem Fall, es ist aber noch nicht abzusehen, inwieweit. Schon vor etwas über einer Woche, als Dieter sein Motorrad in Iquique reparieren ließ, kam es zu einem leichteren Erdbeben und die Menschen verließen ihre Häuser , um zu den vorgesehenen Evakuierungspunkten zu gehen.
2010 hatte es 500 Tote gegeben und 200000 Gebäude waren eingestürzt, damals hatte Präsidentin Bachelet zu zögerlich Plünderungen verhindert. Diesmal griff sie gleich von Anfang an durch. Das schlimmste Erdbeben bisher überhaupt gab es 1960 in Chile, als bei einer Stärke von 9,5 über 5000 Menschen ums Leben kamen. Chile ist inzwischen für Erdbeben und Tsunamis gut gerüstet, überall stehen die Evakuierungsschilder. 
Wir selbst haben in Cusco nichts vom Erdbeben gespürt. Matthias will heute in einem Rutsch die 650 Kilometer nach Nazca fahren, wir folgen morgen. Jörg und Andrea sind in Arequipa, Frank und Erwin wohl auch. Das liegt erheblich näher, sie werden sicher berichten. Hartmut ist derzeit in San Pedro de Atacama und hat das Erdbeben mitbekommen, schaut mal auf seinen Blog.

Dieter und ich wollen heute Cusco ansehen und relaxen. Da ich immer noch ein wenig schlapp bin, stelle ich noch ein paar Bilder von 2010 rein.
Matthias macht sich vor dem Hotel in Cusco fertig

und los geht's

wir dagegen bummeln in Cusco
Foto 2010

Dienstag, 1. April 2014

Ollantaytambo nach Cusco

 Nachdem ich - abesehen von einigen kleineren Unterbrechungen - von 5 Uhr nachmittags bis morgens um 7 Uhr durch geschlafen hatte, ging es mir wieder wesentlich besser. Nach dem Frühstück packten wir die Motorräder und machten uns auf den Weg nach Cusco. Auf dem 80 km-Weg gab es immerhin 3 Polizeikontrollen, aber wir als erkennbare Ausländer wurden immer durchgewunken. Vom Urobamba-Tal geht es steil nach oben und die Temperatur nahm merklich ab. Zu den Salinen in Maras hatte Dieter kein Verlangen zu fahren, also landeten wir bald in Cusco. Der Verkehr war wie immer dicht, und Dieter's Navi konnte mit den Einbahnstrassen und Hochstrassen auch nicht so richtig umgehen, jedenfalls dauerte es eine Weile, bis wir im Hotel Cahuide y Saphi landeten, in dem wir auch schon 2010 abgestiegen waren. Das Motorrad von Matthias stand noch da, Andrea und Jörg wollten den ganzen Weg nach Arequipa in einem Tag machen und waren schon weg.
Wir bummelten zum Plaza de Armas und durch die Strassen und tranken im Starbucks (geheizt mit WiFi) einen Kaffee. Da keiner von uns die 10 Soles Eintritt für die Kirchen bezahlen wollte, schauten wir uns diese nur von Außen an. Nach einer Weile fing es an zu regnen, und wir gingen ins Hotel zurück, gerade rechtzeitig, um noch Schweinsteigers ungerechtfertigten Platzverweis beim Spiel gegen Manu mitzubekommen. Seither wird Blog geschrieben und all das nachgeholt, was in der letzten Zeit wegen schlechter Internetverbindung oder Krankheit liegengeblieben ist.

Abends gingen wir dann mit Matthias in eine Pizzeria und später noch auf einen Pisco Sour in das Norton Rats, eine In-Kneipe an der Plaza mit uriger Einrichtung. Mal sehen, wie man Bauch das alles mitmacht.
Matthias will morgen früh nach Nazca aufbrechen, er hatte ja schon einen Tag Zeit, sich Cusco anzusehen. Wir werden erst einen Tag später aufbrechen.
der Blick aus unserem Fenster auf die Inca-Ruinen in Ollantaytambo

Plaza in Cusco

Kathedrale in Cusco

Touristenprodukte

der Plaza ist Hauptanziehungspunkt

Markthalle mit frischgepressten Säften

Foto Maras und 2010

31.03.2014 Machu Picchu mit Hindernissen

 Ich hatte ja die Tage vorher schon Durchfall gehabt, das aber mit Tabletten - so schien es - in den Griff bekommen. Schon als ich morgens um 4 Uhr aufstand, hatte ich wieder dieses Grummeln im Bauch. Der Zug sollte um 5:07 Uhr gehen, laut Peru Rail sollte man eine halbe Stunde vorher da sein. Wir waren 45 Minuten früher da, dabei hätten 5 Minuten auch gereicht. Ohne es zu wissen, hatten wir die teuerste Klasse mit Dachfenstern gebucht, Expedition nannte sich das. Keine Ahnung, ob alle Ausländer da rein gesetzt werden, jedenfalls war der Wagen recht leer. Gute 1 1/2 Stunden brauchte der Zug, wobei wir erst das letzte Drittel etwas von Draußen mitbekamen, nachdem es hell geworden war. Immerhin gab es Getränke und einen Snack als Service. Die meiste Zeit schlief ich, 4 Uhr ist einfach nicht meine Zeit.

In Aguas Calientes hieß es erst mal anstehen für die Tickets von Machu Picchu. Die Eintrittspreise variieren von 129 bis 150 Soles, je nachdem, ob man noch einen oder zwei Berge besuchen will. Wir  entschieden uns für die Mitte incl. des Machu Picchu-Berges. Zwischendurch kam dann wieder der Dünnpfiff und ich musste aufs Klo. Dann zur nächsten Zahlstelle, dem Bus-Ticket nach oben. Für die paar Kilometer waren 19 Dollar bzw. 54 Soles zu berappen, dann ging es nach oben. Angekommen sah man nichts, aber das änderte sich gleich, als wir eine Steintreppe nach oben gestiegen waren. Der berühmte Blick von oben auf die Überreste von Machupicchu, allerdings ziemlich stark durch Nebelschwaden beeinträchtigt.
Danach wollten wir auf dem Machupicchu Mountain, denn auf unserem Ticket stand, dass wir zur Gruppe von 7 - 11 Uhr gehörten. Man steigt dazu die Stufen des Inca Trail hinauf, eigentlich eine einzige furchtbar lange Treppe.Ich frage mich, wie die Incas das früher im Laufschritt geschafft haben. Ich jedenfalls bekam zunehmend keine Luft mehr und mir ging es immer schlechter. Bauchkrämpfe schüttelten mich und schwindlig war mir auch. Laut Navi waren es nur noch 200m Luftlinie, aber als Dieter umdrehte, fiel es mir nicht schwer, auch auf den Berg zu verzichten.
Etwas weiter unten mussten wir uns wieder in ein Buch eintragen, ständig gibt es Kontrollen mit Vorzeigen des Passes und der Tickets, dass nur ja kein Falscher mit einem Ticket sich das Eintrittsgeld erschwindelt. Echt nervig!
Durch das Haupttor ging es zur Tempelzone, weiter zum "ceremonial rock", wo mich dann eine solche Mattigkeit erfasste, dass ich mich  auf eine der wenigen Bänke legen musste, die es überhaupt gab. Ich hörte Dieter, Matthias und Jörg, aber ich war zu schlapp um aufzustehen. Nach einer Weile schlich ich dann über den unteren Teil Machu Picchus zum Ausgang zurück und ging dort erst mal auf die Toilette. So ähnlich ging es mir damals in La Paz, als ich auf den Huana Potosi steigen wollte, einen der leichtesten 6000er auf der Welt. Durchfall, und damals kam auch noch eine Portion Höhenkrankheit dazu. Jedenfalls musste ich ja auf Dieter warten, denn wir hatten uns um 13:45 Uhr an der Busstation verabredet.
Ich legte mich an der Busstation erst mal auf die Bank, aber so angenehm war das auch nicht, weil alle 5 Minuten ein neuer Bus kam und den Motor laufen ließ. Irgendwann setzte ich mich dann oben auf die Mauer, da war es leiser. 

Einmal sah ich Andrea am Eingang, aber ich konnte nicht hingehen. Meine Cola war längst leer, also kaufte ich mir im Restaurant einen Becher Cola.  Das kostete dann 20 Soles- also etwa 5,25 Euro - statt 2 Soles wie im Laden unten. Mir war inzwischen alles egal, ich wollte nur wieder in mein Bett.
Kurz nach 12 Uhr kam Dieter dann und wir fuhren mit dem Bus nach Aguas Calientes zurück. Während er dort Spagetti aß, versuchte ich irgendwie wach zu bleiben, was mir nur mühsam gelang. Endlich saßen wir im Zug, der kurz vor 15 Uhr nach Ollantaytambo  fuhr. Die 1 1/2 Stunden verschlief ich und versäumte dabei den schönen Ausblick auf das Urobambatal und seinen reißenden Fluss. In Ollanto angekommen, ging es zurück zum Hostal, und 5 Minuten später lag ich auch schon im Bett. Was für ein Glück, dass ich den Tag irgendwie geschafft hatte.

Sicher ist Machu Picchu die Sehenswürdigkeit, wenn man schon einmal in Perus Süden ist. Auf der andern Seite hat man in unmittelbarer Nähe auch die Inca-Städte Ollantaytambo und Pisaq. Das Besondere an Machu Picchu ist, dass die Spanier es nicht entdeckt hatten. Erbaut wurde die Zitadelle im 15.Jahrhundert über 50 Jahre lang aus großen Steinen, die ohne Mörtel millimetrergenau zusammengesetzt worden sind, und es wohnten etwa 500 Menschen darin. Man nimmt heute an, dass es eine Winterresidenz des Königs war, also der Zeit, in der hier schönes Wetter ist. Nach Cusco geht der Inca-Trail, und Machu Picchu war auch mit allen anderen wichtigen Punkten des Inca-Reichs über Trails verbunden. Auf den Terassen wurde Korn, Kartoffeln und Coca angepflanzt, Wasser wurde durch ein Kanalsystem geleitet und überflüssiges Wasser mit einem Drainagesystem abgeleitet. Wenn das Regenwasser nicht genügte, holte man es sich aus dem Urobamba-Tal genauso wie die restlichen Lebensmitttel, die man brauchte. Deshalb brach die Versorgung auch zusammen, als die Spanier das Tal erobert hatten. Machu Picchu wurde aufgegeben und die Natur überwucherte die Gebäude. Erst 1911 entdeckte Hiram Bingham Machu Picchu neu und nach und nach wurden die Überreste wieder freigelegt.
Machu Picchu hat zweifelsfrei etwas Mystisches und man bekommt einen kleinen Einblick in die Größe und die Kultur des ehemaligen Inca-Reiches, das ein paar wenige Spanier aus reiner Gier nach Gold und Schätzen in wenigen Jahren einfach ausradiert haben. Heute muss der Tourist diesen Blick in eine andere Welt teuer bezahlen. Das Zugticket kostete uns 112 Dollar, der Bus noch einmal 19 Dollar und der Eintritt 140 Soles, zusammen also etwa 140 Euro. Dazu kam noch die Übernachtung in Ollantaytambo für 13 Euro die Nacht. Die andern Drei hatten ihre Tickets schon in Arequipa gekauft, sie bezahlten sogar 210 Euro. Man ist von Menschenmengen umgeben, in der Hochsaison bis zu 2500 Personen pro Tag. Für Menschen im Rollstuhl gibt es gar keine Möglichkeiten, aber auch ältere Menschen, die nicht mehr gut zu Fuss sind, dürften sich schwer tun. Über die Kontrolle von Pass und Tickets wird jeder Missbrauch unterbunden, es gibt auch keine Kulanz. 3 japanische Studentinnen auf Reise in den Semsterferien mussten den vollen Preis bezahlen, weil das alte Semester schon abgelaufen war und sie für das neue noch keinen Ausweis hatten. Als Matthias für Frank einsprang, konnte er das Ticket von Frank nicht umschreiben lassen und musste den Eintritt für Machu Picchu erneut bezahlen. Peru hat sich entschieden, Ausländer da abzukassieren, wo es sich lohnt, in Machu Picchu etwa oder in der Colca-Schlucht. Angebot und Nachfrage regeln das in unserer Marktwirtschaft, und die Nachfrage steigt.

morgens im Dunkeln ist einfach nicht meine Zeit

Zwischenstation Aguas Calientes

erster Viewpoint auf Machu Picchu

noch halb im Nebel

der Inca-Trail geht auch zum Machupicchu Mountain

Machu Picchu , im Hintergrund Wayna Picchu Mountain

Haupttor

Terassen Richtung Urobambatal

Wayna Picchu Mountain

ohne Mörtel millimetergenau zusammengesetzt
Bewässerungssystem

Machu Picchu mit Wayna Picchu

Machu Picchu im Nebel

Haupttor

Vegetation in der Anlage
Tempelbezirk

Steine, Nebel, Berge

Rasenmäher

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