Montag, 14. April 2014

Heimflug

Bis zur letzten Minute hatte ich das Apartment ausgenutzt, aber um 12 Uhr musste ich mich dann doch mit Rucksack und Laptop auf den Weg machen. Palmsonntag war es, vor den Kirchen wurden Bünde mit Palmzweigen verkauft, aber trotzdem war die Stadt leer. Kein Vergleich zu gestern, wo die Fussgängerzonen voll waren und die Stadt nur so vor Leben sprühte. Alle hatten dicke Einkaufstüten in den Händen, fast schien es so, als seien die Einwohner von Santiago unsagbar reich. Die Preise in den Geschäften liegen zwar um etwa 20 Prozent unter denen bei uns, allerdings ist Prokopfeinkommen der Chilenen auch nur weniger als die Hälfte dessen was bei bei uns verdient wird. Ich kann es mir nur so vorstellen, dass der Unterschied zwischen Stadt und Land in Chile noch viel größer ist als bei uns und in Santiago wirklich viel mehr Geld ist. Chile ist übrigens der größte Kupferexporteur der Welt, und bezeichnenderweise gehen 10 % der Einnahmen direkt und ohne Kontrolle durch das Parlament an das Militär. Außerdem liegt man bei dem Export von Fischprodukten, insbesondere Lachsen, hinter Norwegen auf Platz zwei. Chile kann sich überwiegend selbst versorgen, und man hat weitere ergeizige Pläne. So sollen im Grenzgebiet zu Argentinien ganze Gletscher "verlagert werden", um an ergiebige Goldminen zu gelangen. Es sind also rosige Aussichten für die jungen Chilenen, und man ist stolz darauf, Chilene zu sein.

Ein letztes Mal schlenderte ich an den Sehenswürdigkeiten der Innenstadt vorbei bis zur U-Bahn-Station Los Heroes. Hier startet der Bus zum Flughafen, 1350 Ch.P. oder umgerechnet 1,80 Euro kostete die einfache Fahrt. Am Ziel angekommen legte ich mich erst mal in die Sonne, mit 29°C und einer tollen Sicht auf die schneebedeckten Berge zeigte sich Santiago noch einmal von seiner schönen Seite. Nur aus den Zeitungen konnte man entnehmen, dass es einen großen Waldbrand um Valparaiso
herum gibt. Meine Hoffnung, davon etwas am Abend während des Fluges zu sehen, erfüllte sich leider nicht, dafür saß neben mir ein netter Amerikaner, der beruflich ständig in der ganzen Weltgeschichte herumfliegt, um Lebensmittel zu kaufen. Gerade hat er in Cusco 500 Tonnen Quinoa und im Süden Chiles Äpfel in großer Menge geordert.
Der Flug mit American Airlines entsprach wieder mal genau dem Bild, das ich von amerikanischen Fluglinien hatte. Der Altersdurchschnitt des Kabinenpersonals lag bei über 50, die Kleidung sah aus wie Sackleinen, das Essen war mäßig und alkoholische Getränke kosteten trotz internationalem Flug extra. Frühstücken musste ich im Dunkeln, nachdem weder mein Licht noch das meines Nachbarn anzuschalten war, und für die Economy-Klasse gab es gerade mal zwei klitzekleine Bildschirme über der mittleren Sitzreihe mit einem einzigen Film, der gezeigt wurde, einem Zeichentrickfilm für Kinder. Dafür gab es dann am Morgen eine halbstündige Belehrung über die Einreiseprozeduren in den USA. 40 Minuten Warten auf den Stempel im Pass, noch einmal Anstehen beim Zoll wegen der Kontrolle des Gepäcks, das bei mir nur aus dem Laptop in seiner Tasche bestand, und dann wieder die Kontrolle von Handgepäck und Reisenden beim Zutritt zu den Gates mit Schuhe aus und Barfussgehen, so dass man sich noch wunderbar einen Fusspilz einfangen kann. Alles natürlich nur wegen der Sicherheit. Ich sollte mir beim nächsten Mal überlegen, ob es sich wegen ein paar Euro Ersparnis wirklich lohnt, sich das anzutun. Jetzt laufe ich schon seit Stunden im Flughafen herum, weil mein Flug erst am Nachmittag geht. Im Gegnsatz zum Januar, als es in Dallas draußen über 20°C waren, gibt es diesmal wegen eines Kälteeinbruchs aus dem Norden nur frostige Temperaturen. Ich hoffe, in dieser Nacht wird es im Flieger nicht wieder ganz so kalt wie in der letzten; selbst mit einer Jacke und einer Decke habe ich noch gefroren, und nicht nur ich. 

Hunde finden immer ein Plätzchen in der Sonne, und sei es in der Fussgängerzone

dichtes Gedränge am Cerro Lucia

schmaler Abstieg

der Garten am Cerro Lucia

abendlicher Blick aus meinem Fenster

am Palmsonntag werden Palmwedel verkauft

Foto

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