Montag, 17. März 2014

16.03.2014 Uturuncu und meine Grenzen

Wider Erwarten war es in der Nacht gar nicht so kalt im Zimmer gewesen, obwohl wir auf 4207 m übernachtet hatten. Dafür war Erwins ausgelaufene Trinkflasche in seiner Alukiste gefroren. Das war schon das zweite Mal, dass ihm eine Flasche kaputt ging und den ganzen Inhalt seiner Kiste durchnäßte, die Schüttelei ist schon ein Materialkiller. Mein Kocher kam für einen Kaffee zu Ehren, nebenan gab es Kekse und Getränke zu kaufen, so schlecht war das Frühstück gar nicht. Unser Zimmer sperrten wir mit einem Vorhängeschloß ab, nachdem wir das meiste Gepäck dort deponiert hatten und Erwin noch einen "zufällig gefundenen" Haken an der Tür angebracht hatte.
Ich hatte mir über Nacht mit frischen Kräften überlegt, mit auf den Uturuncu zu fahren. 

Der Uturuncu ist 6020 m hoch und gilt als der am leichtesten zu besteigende 6000er in den Anden, weil man bis 300 Höhenmeter vor den Gipfel mit dem Allrad fahren kann. Was man erst seit etwa 2 Jahren weiß, unter dem Uturuncu bläht sich der Berg auf einer Größe 10 mal so groß wie der Bodensee durch aufsteigendes Magma auf, jedes Jahr um 2 Zentimeter. Der Uturuncu gilt als möglicher Supervulkan, der mehr als 1000 mal soviel Material ausspucken kann wie beim Ausbruch des Mount St.Helens 1980 in den USA. Asche und Säurewolken von Supervulkanen lassen die Welt über Jahre dramatisch abkühlen, Hungerkatastrophen drohen.

Erst war es ja noch ein Wellblechweg, aber dann bestand der Weg praktisch nur noch aus Steinen und Platten. Mein Vorderrad sprang hin und her, und ich befürchtete zu stürzen. Im Gegensatz zum Sand gestern hätte das auf den Steinen richtig weh getan. Nach 5 km wollte ich schon das erste Mal umdrehen, aber Erwin überredete mich noch einmal. Nach gut 9 km , also einem Drittel des Weges nach oben, gab ich dann angesichts einer Abwärtspassage rein aus Steinplatten, die ich nur fusselnd überwinden konnte, endgültig auf.
Ich war nicht nur ein Hindernis für die andern Beiden, weil sie ständig auf mich warten mussten, sondern ich hatte auch echt Angst vor dem Rückweg. Hätte ich den Mut gehabt, etwas schneller zu fahren, hätte es zwar gerüttelt wie verrückt, aber die Kreiselkräfte hätten dem Motorrad mehr Stabilität gebracht. Das aber habe ich mich angesichts der großen Steinblöcke nicht getraut. Wäre Dieter dabei gewesen, vielleicht hätte ich dann weitergemacht, aber letztendlich war der Weg auf den Uturuncu eine Grenze, die ich mich heute nicht zu überschreiten traute. Ich fuhr ganz langsam denselben Weg zurück - das war so abgemacht - und war heilfroh, mich erst mal aufs Bett legen zu können.
Gegen 13:30 Uhr fing ich dann an das Moped zu bepacken, denn bei einem 20er-Schnitt hätten die Beiden um 14 Uhr wieder da sein können und wir wären noch weitergefahren. Als es dann 16 Uhr war, richtete ich mich auf eine weitere Nacht in Quetana Chico ein und überlegte gleichzeitig, ab wann ich wohl aktiv werden müsste, wenn sie immer noch nicht da wären.Immerhin hat es da oben bestimmt nachts -15°C, und wenn etwas passiert wäre, hätte ich einen Allrad organisieren müssen. 18 Uhr hatte ich mir dann als Grenze gesetzt, eine gute halbe Stunde eher trudelten die beiden ein. Sie waren trotz Schranke und weggespülter Strasse mit den Motorrädern bis auf 5600 m Höhe gefahren, und Matthias ist dann sogar noch zu Fuss noch auf 5771 m hochgelaufen, während Erwin ein Nickerchen auf dieser Höhe gemacht hat. Echt super, die Beiden! Erwin ist stolz darauf, dass er mit 70 Jahren alle schwierigen Strecken gefahren ist und jetzt sogar noch den Höhenrekord vom BMW Club Seefeld hält. Und der Clou, auf dem ganzen Weg ist er ohne Vorderradbremse gefahren und hat einfach zur Not den Kill-Schalter zum Stoppen benutzt. Macht ihm das erst mal nach! 

Zu Essen gab es zwar nichts, aber immerhin konnten wir in einem kleinen Laden noch ein paar Dosen Bier kaufen und den Gipfelsieg der Beiden feiern.
Kaffee und Kekse zum Frühstück

links kommt der Sand einfach nur später

hier bin ich noch dabei

hier sagen die Beiden Tschüss

Ziel Uturuncu verfehlt

aber das Moped steht noch
wieder daheim in unserer Herberge
Uturuncu 6020 m

Kinder in Quetana Chico

aparte Mütze

welche Zukunft dieser Junge wohl hat ?

Sonnenschutz wird groß geschrieben

Waschtag in Quetana Chico

Matthias auf dem Weg nach oben

wo es mit dem Moped nicht mehr geht, zu Fuss

auf 5600 m wurde der Weg durch eine Spalte begrenzt

ohne Vorderradbremse kommt so etwas schon mal vor

Umfahrung der Schranke

Erwin ist stolz und geschafft

Matthias auch

und der kleine Mann kommt seine Belohnung abholen


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