Sonntag, 23. März 2014

Fahrt in die Yungas

Morgens gab es erst mal ein tolles Frühstück mit Obst, Müsli, Rührei und sogar Schoko-Croissants im Neubau des Hotel Oberlander. Schließlich wollten alle die Camino de la Muerte fahren, die sogenannte Todesstrasse, die ich 2010 schon mit dem Mountain-Bike hinuntergefahren war. Diese verbindet La Paz mit dem im bolivianischen Tiefland gelegenen Coroico, wird aber meist nur noch von Tourveranstaltern für Radtouren und einigen Anwohnern benutzt. 2 Tage zuvor hatte ein anderer Motorradfahrer umdrehen müssen, weil mehrere Erdrutsche den Weg blockiert hatten.

Nachfrage bei einigen Radtour-Veranstaltern ergab, die Fahrräder könnten über die abgerutschten Stücke rübergetragen werden, Motorräder und Autos könnten nicht passieren. Zunächst ging es quer durch La Paz, zum Glück am Sonntag mit weniger Verkehr. Ein großer Markt hielt uns lange auf, dann ging es hoch auf 4600 m zum La Cumbre- Pass. Von da starten die meisten Radveranstalter ihre Downhill-Touren. Es geht von 4600 m runter in das bolivianische Amazonas-Tiefland - den Yungas -  auf 1200 m bei Yolosa. Unten hatten wir 30°C , oben auf dem Rückweg nur 3°C , entsprechend ändert sich auch die Vegetation und Fauna.

Erwin und Matthias wollten gerne die Todesstrasse von oben bis zu der gesperrten Stelle fahren, nur bogen sie eine Strasse zu früh rechts ab auf die Ruta 25 nach Yanacachi. Umdrehen wollten sie auch nicht, und so brauchten sie bis zur Dämmerung, bevor sie in Coroico eintrafen.
Wir andern fuhren auf der neuen Strasse Richtung Coroico, die als Ersatz für die Todesstrasse nach vielen Unfällen 2006 gebaut worden war. So waren auf der Todesstrasse im Juli 1983 bei einem einzigen Busunglück 100 Menschen zu Tode gestürzt, und die Todesstrasse war lange Zeit die gefährlichste Strasse der Welt. weil sie sehr schmal ist und es seitlich oft mehrere hundert Meter hinuntergeht.
Dieter und ich fuhren gemeinsam bis Yolosita 7 km vor Coroico. Statt nach Coroico fuhren wir die Camino de la Muerte dann aber von unten an. Auf der Todesstrasse herrscht im Gegensatz zum restlichen Land Linksverkehr, damit der Autofahrer besser sehen kann, wo der Abgrund beginnt und wo noch Weg ist. Zwei Wasserdurchfahrten und mehrere Schlammstellen hielten uns nicht auf, aber nach etwa 20 km, etwas mehr als der Hälfte der gesamte Todesstrasse, wollte Dieter gerne umdrehen, weil wir nach allen Informationen der Radveranstalter ja sowieso nicht bis ganz oben gekommen wären. Ich wäre gerne noch weitergefahren, aber zu zweit muss man sich auf etwas einigen. So drehten wir an einem schon wieder sanierten Erdrutsch und fuhren denselben Weg nach La Paz zurück wie auf der Hinfahrt. Tatsächlich kamen wir erst eine halbe Stunde nach Einbruch der Dunkelheit im Oberlander an, waren aber nicht die Letzten.

Erwin und Matthias kamen erst 2 Stunden nach uns. Sie waren nach ihrem Riesenumweg nach Corioco doch tatsächlich mitten in der Nacht die Todesstrasse im Dunkeln hochgefahren statt die Teerstrasse zu benutzen. Das kommt davon, wenn man im Navi "kürzeste Entfernung" gesetzt hat und nicht auf die Karte schaut. Ich lasse diesen gefährlichen Leichtsinn mal unkommentiert, wir waren nur alle froh, dass nichts passiert ist und alle wohlbehalten wieder im Hotel waren. Erwin mit seinen 70 Jahren war allerdings völlig groggy, so dass er einen Ruhetag einlegen  und dann am Dienstag gemeinsam mit mir losfahren wollte.
Interessant finde ich die Infos von 3 Radreiseveranstaltern: die Todesstrasse wäre noch 2 Wochen gesperrt, nur Radfahrer könnten sie fahren. Tatsache war allerdings, dass sie sehr wohl mit dem Motorrad zu fahren war. Ganz offensichtlich dient die Aussage der Tourveranstalter nur dazu, den Weg für ihre zahlenden Kunden frei zu halten und andere von dessen Benutzung abzuhalten. Hätten wir nicht auf die Radveranstalter gehört, hätten Dieter und ich die restlich 17 Kilometer wunderbar mit dem Moped hochfahren können und wären eine Stunde früher in La Paz gelandet.
einer der Radveranstalter am Cumbre-Pass, der uns falsche Infos gab

Nebel und Wolken gibt es hier immer

Erdrutsche sind an der Tagesordnung und werden schnell beseitigt

gesperrt heißt manchmal auch: hier wird es interessant

tropisch grüne Landschaft in den Yungas

kurze Pause bei 30°C in Yolosita

Dieter's Aversion gegen Dreck verleitete ihn zu einem Satz in den Bach

die Camino de la Muerte noch ganz zivil im unteren Teil

man sieht die Todesstrasse gut unterhalb der Wolken

Dieter in der Kurve, im Hintergrund Coroico

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