Freitag, 14. Februar 2014

11.02.2014 - Villa O'Higgins - Caleta Tortel

Letztlich war nur das englische Pärchen in meinem Zimmer, die ganz leise waren. Morgens endlich mal wieder eine heiße Dusche und einen Cappuccino, dann Warten auf den von den Italienern organisierten Mini-Bus. 180000 CLP sollte der nach Caleta Tortel kosten, bis zu 10 Personen hätten mitfahren können. Letztlich waren wir nur zu fünft, das italienische Pärchen, das englische Pärchen und ich. Ein Ami-Pärchen wollte es mit trampen versuchen und war tatsächlich schneller in Puerto Yungay am Michell-Fjord, der mit der Fähre überquert werden muss. Dieser hat über den Canal Baker direkten Zugang zum Meer.
Die Fahrt ging hoch und runter ausschließlich über gute Schotterstraße, viele Radfahrer kamen uns entgegen oder wurden überholt. Die Berge außen herum hatten alle weiße Spitzen, meist Gletscher, und es gab einen Wasserfall nach dem andern. Bis zur Fähre gab es allerdings nur wenig Verkehr, die beiden Amis hatten einfach unverschämtes Glück. Auf der Überfahrt fing es dann wieder zu regnen an, und ich war echt froh, nicht irgendwo da draußen mit dem schweren Rucksack zu stehen und auf das Glück zu hoffen, dass mich einer mitnimmt. Immerhin waren es 150 km, für die ich 36000 CLP oder umgerechnet 50 Euro bezahlen musste, das war natürlich recht viel, ein Bus hätte höchstens ein Drittel davon gekostet. Aber einen regelmäßigen Busverkehr gibt es offenbar nicht, zumindest konnte uns in Villa O'Higgins dazu keiner Auskunft geben.
Die Engländer stiegen dann 22 km vor Caleta Tortel aus, um von der Kreuzung nach Cochrane zu trampen. Ihr Rückflug ist aber auch schon in 4 Tagen, sie müssen sich sputen. Die Italiener und ich fuhren nach Caleta Tortel weiter, entlang des Rio Baker, eines großen Flusses. Wo immer solche Energiereserven lauern, sind die Energieunternehmen nicht weit. Der internationale Energiemulti Endesa will hier und am Rio Pascua zusammen mit dem chilenischen Kraftwerksbetreiber Colbun 4 riesige Staudämme errichten und damit die Natur auf 6000 Hektar vernichten. Unter dem Motto "Patagonia sin represas" regt sich in der Region Widerstand, denn einmal mehr versorgt sich die Zentralregion und Santiago auf Kosten der Randgebiete.
Wir landeten schließlich in Caleta Tortel, einem urigen Städtchen an besagten Estero Michel gelegen und damit mit Zugang zum Meer. Man kann von hier aus zu zahlreichen Gletschern vom Meer aus fahren, und der ganze Ort scheint auf Stelzen entlang des Ufers gebaut worden zu sein. Außerdem regnet es alle Viertelstunde. Zum Glück habe ich bald ein Hospedaje gefunden für 8000 CLP mit halbem Familienanschluß. Die urige Besitzerin hat mir alles erklärt: wenn man zur Tür rein will, muß man von außen das Schiebefenster wegschieben und innen den Griff öffnen; das Kaminrohr im Zimmer wird heiß, also Vorsicht; der Supermercado ist gleich um die Ecke, und wenn Leute nach ihr klingeln, soll ich aufmachen, aber dann sie holen. Ein Unikum, und morgen früh um 10 Uhr will sie mich rausschmeißen, obwohl der Bus erst um 15 Uhr geht. Mit mir liegt ein argentinischer Motorradfahrer im Zimmer, der nach Villa O'Higgins will. Also schlecht habe ich es nicht getroffen, denke ich.
Jetzt habe ich mir erst mal etwas gekocht und mir dann den Ort angeschaut. Das Problem sind die vielen Treppen, um von A nach B zu kommen, muß man immer über irgendeinen Hügel steigen. 5000 Stufen waren das bestimmt, zumindest gefühlt. Straßen gibt es keine. Die Stege und Treppen sind wohl eine Maßnahme gegen den Schlamm, sie sind aus Zypressenholz gebaut und deshalb besonders widerstandsfähig. Bei Regen allerdings auch ziemlich rutschig, wie ich selber erfahren musste. Nach kurzer Zeit schloß sich mir ein süßer Hund an und wich mir nicht mehr von der Seite. Und während ich das schreibe, regnet es schon wieder, aber die Leute laufen trotzdem in der kurzen Hose mit T-Shirt herum, obwohl ich zwei Jacken übereinander anhabe. Überhaupt, das Kälteempfinden. Die Einheimischen schalten kurzärmelig die Klimaanlage im Bus ein, weil im Bus von mir gemessene 13°C erreicht sind. Allen Touris ist das zu kalt. Wenn ich Spanisch verstehen würde, bekäme ich wahrscheinlich mit, dass sich die Einheimischen über die Hitzewelle unterhalten, während sich doch die Europäer darüber auslassen, ob nicht der Winter in Europa doch wärmer ist als der Sommer hier.
Morgen geht es dann nach Cochrane, und da komme ich endlich wieder an Geld am Automaten. Von da dann weiter nach Coyhaique. Irgendwann muß sich ja dann auch der Sommer wieder zeigen. Ich bin jetzt nur noch 1 Tag hinter meinem Zeitplan her, also alles bestens, das schaffe ich in jedem Fall, wenn nichts dazwischenkommt.
Pferde stehen hier hoch im Kurs und sind immer gut ernährt

die nächsten Ziele - hinten meine Unterkunft El Mosco

Wasser von allen Seiten

die Fähre be Puerto Yungay muss rückwärts beladen werden

Regenwolken

ein Talisman fehlt nie auf der Carretera Austral

Rio Baker - im Blickfang der großen Energieunternehmen

Caleta Tortel hat keine Strassen, nur Stelzen und Treppen

links meine Unterkunft Hospedaje Giselle

Caleta Tortel

alt und neu vereint

mit dem Rad hätte ich ab jetzt einen Begleiter gehabt

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