Freitag, 14. Februar 2014

14.02.2014 - Carretera Austral

hier werden Reifen repariert
viele neue Einfamilienhaeuser in Cochran
Campingplatz am Rio Cochrane
Reserva Nacional Tamango
Anlegestelle Rio Cochrane
Badesaison ist eroeffnet

Was immer es war, jedenfalls hat heute Nacht Montezuma wieder zugeschlagen. Ich war schon ganz froh, jetzt nicht im Bus zu sitzen. Ich hoffe, durch Weglassen von Kakao und der  Einnahme von Immodium ist der Spuk morgen vorbei.
Um irgendetwas zu unternehmen, bin ich dann zum Reserva Nacional Tamango gedackelt, vorbei an einer riesigen Siedlung kleiner Fertighäuser im  Rohbau. Hier will die Regierung wohl mit Gewalt Menschen ansiedeln. Ich frage mich nur, was die nachher alle arbeiten.
Wie schon gestern war der Himmel wolkenlos und in der Sonne war es knallheiß. Im Schatten habe ich dann aber doch nur 23°C gemessen, also sehr angenehm. Am Eingang zum RN Tamango gibt es einen sehr schön gelegenen Campingplatz am Rio Cochrane, der hier durch die Felsformationen natürlich zu einem kleinen See aufgestaut ist. Bootsfahrten von hier aus werden auch angeboten, allerdings kosten sie rund 40 Euro, und ein weiterer Mitfahrer zum Teilen war gerade nicht da. Im Office des Nationalreservats kann eine der drei Mitarbeiter englisch. Der Eintritt kostet 4000 CLP, der kürzeste Weg dauert 2 Stunden zu einem Aussichtspunkt, von dem man auf den riesigen Lago Cochrane sehen kann. Die andern Wege sind Mehrtagestouren bis zu 32 km Länge, also nichts für mich. Wenn man viel Glück hat, soll man hier einen der seltenen Andenhirsche, den Huemul, sehen können. Ich habe mich jedenfalls angesichts meiner begrenzten Flüssigkeitsvorräte und meines Knöchels dazu entschieden, auf den Huemul zu verzichten und wieder zu meiner Cabana zurückzulaufen.

Daheim habe ich mir Mittagessen gekocht und sitze noch an meinem Blog. Morgen geht es wieder auf die Carretera Austral, genauso bekannt wie die Panamericana und ein Magnet für Abenteurer und Naturliebhaber. Bevor die ersten Weißen das Gebiet eroberten, gab es hier über tausende von Jahren 2 voneinander unabhängige Indianerstämme, die Tehuelches und die Kaweskar, auch Alakaluf genannt. Erste jagten Guanakos und Nandus, letztere lebten von Fisch- und Robbenfang. Ab dem 16.Jahrhundert kamen die ersten Europäer, aber sämtliche Siedlungsversuche scheiterten. Die Spanier verloren das Interesse, weil es keine Schätze gab. Forscher wie Charles Darwin, der unter Kapitän Fitz Roy 1834 die gesamte patagonische Küste auf der "Beagle" entlangsegelte, kartographierten das Land. Erst im 20.Jahrhundert bekamen große Gesellschaften umfangreiche Ländereien mit der Auflage, sie vom Urwald zu befreien. Die Folge waren riesige Brandrodungen, um anschließend Viehzucht darauf zu betreiben. Doch immer noch waren es nur einzelne Orte, die bewohnt wurden. Erst der Diktator Pinochet ließ dann ab 1970 aus militärischen Erwägungen parallel zur Grenze nach Argentinien die 1200 km Carretera Austral aus dem Urwald fräsen. Sie endet erst in Villa O'Higgins, wo das chilenische und argentinische Inlandeis mit seinen gewaltigen Eismassen ein natürliches Ende setzte.
Durch den Pazifik steigt auf der Westseite ständig Feuchtigkeit auf und regnet sich auf der Westseite der Kordillere ab, ideal für den kalten Regenwald mit seinen Flechten und Farnen sowie den Bambus- und Fuchsiengewächsen. Neben den Südbuchenarten wuchern hier riesisge Alercen. Außer der Viehwirtschaft gibt es Lachszuchten, daneben geringe Holzgewinnung und natürlich den Tourismus, wenngleich die großen Reiseunternehmen höchstens punktuelle Flüge zu einzelnen Zielen anbieten, jedoch aus Zeitgründen selten die ganze Carretera Austral. Ob die Energieunternehmen mit dem Bau von Staudämmen in dieses empfindliche Ökosystem auch einen Fuss hineinbekommen, wird die Zukunft zeigen, der Widerstand ist jedenfalls überall zu sehen.
Abends bin ich doch noch einmal in einen Internet-Shop gegangen, obwohl ich ja weiß, dass das meistens nicht klappt. Mails empfangen und verschicken ging, aber als ich dann den Blog fortsetzen wollte, bekam ich gleich mal den Hinweis, ich hätte mich von einem unbekannten Ort angemeldet und müsste entweder eine Telefonnummer angeben oder mein Passwort zurücksetzen. Nachdem ich Letzteres gemacht hatte, konnte ich zwar neue Blogs erstellen, aber außer dem Titel nichts reinschreiben. Also gab ich das auf und versuchte in GPSIES, meine Tracks hochzuladen - natürlich genauso erfolglos. Da gab ich es dann auf. Ok, Ulli weiß jetzt, wo ich bin, aber ansonsten hätte ich mir das ersparen können, ist immer das Gleiche. Ich ärgere mich nicht über die paar Euro, sondern über die Zeit und den Murks. Vielleicht klappt es morgen mit WiFi aus Coyhaique.

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